Bibliotheksstrategien & Forschungsinfrastrukturen


1. Konsultation: Bibliotheksstrategien

Mintzbergs (1987) fünf Organisationsstrategieperspektiven

  1. Position (dt. Positionierung)
    Strategie wird wird als eine Position in Markt und Wettbewerb verstanden, die eine Organisation einnehmen will.
  2. Pattern (dt. Muster)
    Eine Vielzahl vergangener Einzelentscheidungen ergeben zusammen einkonsistentes Muster und werden nachträglich in einen Gesamtzusammenhang (die Strategie) gestellt.
  3. Ploy (dt. Kriegslist)
    Strategie wird als eine Art List verstanden, mit deren Hilfe Mitbewerber ausgestrickst werden.
    • Anmerkung: Kaum anwendbar für öffentliche Institutionen wie Bibliotheken
  4. Perspective (dt. Denkhaltung)
    Strategie als Perspektive legt die Art und Weise fest, wie eine Organisation agiert.
  5. Plan (dt. Plan)
    Strategie beschreibt einen angestrebten Zielzustand und den Weg dorthin.

Was leistet strategisches Management (vs. Planung)?

  • Strategie
    • Dynamische Orientierung für die mittel- bis langfristige Organisationsentwicklung
    • Legt strategische Handlungsfelder fest und steuert Ressourceneinsatz (Personal, Budget, Raum)
    • Unterstützt die Selbstorganisation der Organisation
    • Konkretisiert Vision & Mission
  • Planung
    • Wird aus der Strategie abgeleitet & legt die operative Ebene der Organisation kurzfristig fest
    • Formuliert die Maßnahmen zur Erreichung der Ziele

Nagels (2017) Elemente des Organisationsdesigns

  • Organisationsstruktur
    • Prinzipien & Logik der Gesamtstruktur (d.h. der Funktionen & Verantwortlichkeiten)
    • Stimmigkeit des Organigramms (Definitionen, Führungsspanne, Ddurchgängigkeit der Gestaltungsprinzipien usw.)
  • Kommunikationsprozesse
    • Horizontale Abstimmungsmechanismen
    • Periodizität der Regelkommunikation
    • Kommunikationsformate & -medien für Führungskräfte & Mitarbeitende
  • Geschäftsprozesse
    • Kernprozesse
    • Unterstützungs-/Supportprozesse
    • Schnittstellen & Übergabepunkte
  • Führungspraxis
    • Handlungen von Führungskräften
    • Fähigkeiten von Führungskräften
  • Infrastruktur
    • Arbeitsplatz & Raumgestaltung
    • Technische Infrastruktur
    • Kommunikationsinfrastruktur / Kollaborationsplattformen
    • IT-Systeme
  • Personalsysteme
    • Rekrutierung & Personalentwicklung
    • Kompetenzmanagement
    • Talent Management
    • Assessment- & Feedbacksysteme
  • Steuerungssysteme
    • Entscheidungsstruktur & Regelwerke (Geschäftsordnung)
    • Zielbildungs- & Zielverfolgungssysteme
    • Key Performance Indicator (KPI)
    • Bereitstellung von Steuerungsinformationen
Abbildung: Elemente des Organisationsdesigns nach Nagel (2017).

Strategieentwicklungsprozess

  • Idealistisch 6 Elemente
    1. Analyse der Umweltbedingungen
    2. Analyse der eigenen Organisation
    3. Aufstellen von Zukunftsszenarien
    4. Formulierung einer Strategie
    5. Implementierung von Strategie und strategischem Managements
    6. Laufende Kontrolle und Weiterentwicklung & Erneuerung der Strategie
  • In Realität gehen diese Elemente fließend ineinander über und überlappen

Analyse der Umweltbedingungen

  • Porters (1980) fünf Wettbewerbskräfte
    1. Potentielle Mitbewerber (Bedrohung durch Markteintritt)
    2. Kunden (Verhandlungsstärke)
    3. Ersatzprodukte (Bedrohung durch Ersatzprodukte)
    4. Zulieferer (Verhandlungsstärke)
    5. Mitbewerber (Rivalität)

Analyse der eigenen Organisation

  • SWOT-Analyse
    1. Strengths (dt. Stärken)
    2. Weaknesses (dt. Schwächen)
    3. Opportunities (dt. Chancen)
    4. Threats (dt. Risiken)

Aufstellen von Zukunftsszenarien

  • Trendberichte
    • NMC Horizon Report - Library Edition 2017
    • EDUCAUSE Horizon Report - Teaching and Learning Edition 2021
  • Ausschreibungen von Förderprogrammen (v.a. DFG LIS - Wissenschaftliche Literaturversorgungs- & Informationssysteme)
  • Konferenzen und Publikationen
    • BiblioCON
    • LIBER Annual Conference (Association of European Research Libraries)
    • Entwicklungen im Feld der universitären Forschung (z.B. E-Research) und Lehre (z.B. E-Learning)
  • Veränderung von Technologien, Medienverhalten und Mediennutzung

Formulierung einer Strategie

  • Organisationspyramide
    • Vision
      • Vorstellung von der Zukunft der Organisation
      • Erzeugt kreative Spannung zwischen Ist-Zustand und Soll-Zustand
      • Richtungscharakter für die Organisation
      • Soll Engagement der Mitarbeitenden (vor allem emotional) mobilisieren
      • Langfristige Geltungsdauer
    • Mission
      • Formuliert Zweck und Auftrag der Organisation
      • Benennt Nutzen der Organisation für Kunden
      • Kompass, der die Organisation in Richtung Vision auf den Kurs halten soll
      • Bezogen auf Gegenwart
    • Strategische Ziele
    • Maßnahmen
    • Begleitende Optionen
      • Grundwerte
      • Führungsleitlinien
      • Verhaltensgrundsätze
    • Handlungsfelder liegen in den strategischen Zielen und lassen sich aus der Vision ableiten
      • Gegenwärtige Handlungsfelder liegen im Mission-Statement
  • Purpose

    • Übergeordnete Ziel der Organisation
    • Existenzgrund und Sinn der Organisation aus moralisch-ethischer/sozial-gesellschaftlicher Perspektive
    • Bewirkt Identifikation ins Innere der Organisation
    • Schafft Auszeichnung und Unterscheidung nach Außen
  • Sineks (2009) Golden Circle
    • What
      • Allen Organisationen bekannt
      • Verkaufte Produkte
      • Angebotene Services
    • How
      • Manchen Organisationen bekannt
      • Eigenschaften, die eine Organisation besonders macht
      • Abhebung von der Konkurrenz
    • Why
      • Wenigen Organisationen bekannt
      • Nicht über Geld (Geld ist das Resultat)
      • Existenzgrund des Unternehmens und seiner Handlungen

Beispiel: Change-Projekt Wandel@FU-Bib

  • Vier Ziele für das Change-Projekt:
    1. Zusammenführung von Bibliothekssystem & Center für Digitale Systeme (CeDiS)
    2. Vereinfachung der Strukturen und Prozesse
    3. Nutzerorientierung
    4. Wandlungsfähigkeit
  • Organisatorische Ausgangslage (Stand 2018)
    • Bibliothekssystem
      • Gründung: 1948
      • Dem Universitätspräsidium zugeordnet
      • Zentralbibliothek, 10 Fachbibliotheken auf 12 Standorten
      • Universitätsarchiv
      • Von Zweischichtigkeit zu funktionaler Einschichtigkeit
      • Beschäftigte: 386 (davon 30 befristet)
    • CeDiS
      • Gründung: 1998
      • Bis 2017: dem Universitätspräsidium zugeordnet
      • Ab 2018: Bibliotheksleitung zugeordnet
      • Kompetenzzentrum für E-Learning, E-Examinations, E-Research und Multimedia
      • E-Publishing
      • AV-Medien
      • Web Development & Web Services
      • Consulting, Support und Fortbildungen
      • Beschäftigte: 82 (davon 55 befristet)
  • Wandel@FU-Bib Eckdaten - Vorprojekt: 09/2018-04/2019 - Laufzeit: 24 Monate (05/2019-05/2021) - Projektbüro: Gesamtprojektleitung (1 VZÄ) & Projektmanagement (1 VZÄ) - Externe Beratung: ob-i / Standort Berlin (80+40 Beratungstage)
Abbildung: Ein schematischer Projektplan.
  • Strategieprozess
    • 09/2019: Strategische Analyse
    • 11/2019: Workshop mit ~80 Mitarbeitenden (strategische Analyse & Zukunftsbild)
    • Ausarbeitung zugespitzter Szenarien -> Ausarbeitung strategische Optionen
    • Iteration: Erarbeitung, Diskussion und Überarbeitung
      • 06/11/2019: Präsenz vor Ort (Netzwerk als Prozess)
      • 06/11/2019: Radikale Kundenorientierung
      • 13/11/2019: Ausarbeitung Präsenz vor Ort (Netzwerk als Prozess) & Radikale Kundenorienterung
      • 26/11/2019: Feedback zur Ausarbeitung
      • 26/11/2019: NOKNIN (Kundenorientiertes Kompetenznetzwerk in Netzen)
      • 10/12/2019: Ausarbeitung Netzwerk & Kundenorientierung
    • Kriterien zur Auswahl des Zukunftsbilds
      • Beitrag zu den Projektzielen
      • Zukunftsfähigkeit
      • Innovationsfähigkeit
      • Realisierbarkeit
      • Passung zur Freien Universität Berlin
      • Passung zur Berlin University Alliance
      • Profilbildung Bibliothekssystem
      • Attraktivität für Mitarbeitende
      • Attraktivität für Nutzende
      • Attraktivität für Strategie-Team
    • Feedback zum Strategie-Entwurf
      • Workshop mit 66 Kollegen
        • Ganztägiger Workshop
        • Bearbeitung von 4 Elementen der Strategie in 8 gleichbleibenden Teams
        • Themenfokussierte Dokumentation und Team-Ergebnisse auf Postern
      • Nutzergruppen-Workshops
        • Zwei halbtägige Workshops mit 20 Kollegen und 21 Gästen
        • Kleingruppengespräche und Reflecting Team
      • Gespräch mit der FU-Kanzlerin
    • Sichtung & Gewichtung des Feedbacks
      • Auswahl der zentralen Elemente im Feedback
      • Priorisierung & Entscheidungen
      • Ableitung von Richtlinien für die Überarbeitung der Strategie
        • Unsere Strategie adressiert nicht alle Themen; setzt bewusst Schwerpunkte
        • Selbstverständnis als unverzichtbarer Teil der FU Berlin
        • Schwerpunkt 2020-2025: Hinwendung zu Forschenden, Lehrenden & Studierenden
    • Abschluss der Strategie
      • 02/2020: Diskussion des überarbeiteten Entwurfs im Strategie-Team
      • Zusätzliche Arbeitstermine zu Einzelaspekten
      • Erstellung der finalen Fassung
      • 04/2020: Vorstellung der finalen Fassung bei FU-Kanzlerin
      • 05/2020: Vorstellung der finalen Fassung bei FU-Präsident
      • 05/2020: Präsentation für Mitarbeitende
      • 06/2020: Vorstellung im Präsidium
      • 07/2020: Vorstellung im Akademischen Senat
  • FU-Berlin Strategie: Wir gestalten Wissensräume
    • Vision
      • Gemeinsame Gestaltung der Wissensräume der FU Berlin für exzellenteForschung, Lehre und Studium
    • Mission
      • Mitgestaltung der Wissenschaftszukunft als Teil der internationalen Netzwerkuniversität FU Berlin
      • Ermöglichung von Begegnung, Dialog & Gemeinschaft für Menschen der FU Berlin in eigenen Räumen
      • Aufbewahrung und globale Verbindung ihrer Ergebnisse
      • Schaffung verlässlichen Zugangs zu Daten, Informationen und Wissen
      • Mit Forschenden, Lehrenden und Studierenden nachhaltige Infrastrukturen und innovative Lösungen entwickeln
      • Vermittlung der Kompetenzen, um Daten zu verstehen, Informationen zu finden und Wissen zu teilen
    • Werte
      1. Menschen & Beziehungen
      2. Lernen & Reflexion
      3. Partnerschaften & Netzwerke
      4. Beweglichkeit & Stabilität
      5. Offenheit & Teilhabe
      6. Nachhaltigkeit & Verantwortung
      7. Qualität & Ambition
    • Strategische Ziele
      1. Wir sind für die Menschen und Organisationen, mit denen wir zusammenarbeiten, bereits ein verlässlicher und kompetenter Dienstleister. In Zukunft stärken wir unsere Rolle als aktiver und gestaltender Partner.
      2. Wir bauen unsere Expertise für die Unterstützung der Forschung gezielt aus und stärken unsere Beziehungen zu den Forschenden an der Freien Universität Berlin. Der Schwerpunkt unserer Arbeit liegt dabei auf der kooperativen Entwicklung von digitalen Diensten und Lösungen.
      3. Wir bauen unsere Angebote zur Unterstützung von Lehrenden und Studierenden an der Freien Universität Berlin nachhaltig aus. Der Schwerpunkt unserer Arbeit liegt dabei auf der Digitalisierung von Lehre und Studium.
      4. Wir stellen für die Menschen an der Freien Universität Berlin Orte und Räume bereit, die Konzentration, Inspiration, Begegnung und Austausch ermöglichen. Alle unsere Orte und Räume entwickeln wir konsequent an den spezifischen Bedürfnissen unserer verschiedenen Nutzungsgruppen weiter.
      5. Wir schaffen für unsere Mitarbeitenden Raum und Zeit zu ihrer zukunftsorientierten Aus-, Fort- und Weiterbildung und verankern eine systematische Personalentwicklung in unserer Organisation.
      6. Wir gestalten den Rahmen dafür, dass sich alle unsere Mitarbeitenden in ihrer Vielfalt als Teil einer Gemeinschaft verstehen und gemeinsame Ziele verfolgen.
    • Herausforderung
      • Grade der Mitgestaltung
        • Erwartung: Hohes Maß an direkter Partizipation
        • Realität:
          • Einschränkungen durch begrenzte Kapazitäten und Komplexität der Entscheidungsgrundlage
          • Abstufungen zwischen Zuhören, Mitreden, Mitgestalten und Mitbestimmen
        • Letztentscheidung durch Realität
      • Formen der Mitgestaltung
        • Methodenspektrum: Klein-/Großgruppen, Analog/Digital
        • Zielklärung: Status Quo erheben, Ideenfindung, Inhalte erarbeiten, Feedback einholen
        • Arbeitgemeinschaften und Projektinitiativen (Bottom-Up, Selbstorganisation)
        • Dokumentation, Nachhaltigkeit und Verantwortung
      • Pandemie
        • Alle standen unter zusätzlicher Belastung
        • Nicht alle Formate konnten ins Digitale überführt werden
        • Gute Erfahrungen mit virtuellen Workshops mit starken Aktivelementen
        • Anpassung der Ziele: Umsetzung teilweise erst nach Projektabschluss
      • Gemeinschaft gestalten
        • Organisation bestand aus Einzelteilen mit wenigen Verbindungslinien
        • Daher: Fokus auf Menschenverbindung
        • Austausch- und Kennenlernmöglichkeiten schaffen
        • Wichtigkeit von Pausen, Feiern und informellem Austausch
        • Trotz Pandemie große positive Veränderungen im Projektverlauf

2. Konsultation: Forschungsinfrastruktur

Forschungsinfrastruktur

DEFINITION (Forschungsinfrastruktur)

Forschungsinfrastrukturen sind umfangreiche Instrumente, Ressourcen oder Serviceeinrichtungen für die Forschung in allen Wissenschaftsgebieten, die sich durch eine mindestens nationale Bedeutung für das jeweilige Wissenschaftsgebiet auszeichnen sowie durch eine lange Lebensdauer – in der Regel über 10 Jahre (BMBF 2013).

Einrichtungen

  • Laboratorien
  • Großgeräte oder Instrumente
    • Forschungsreaktoren, Teilchenbeschleuniger usw.
  • Großrechner und Systeme der Datenverarbeitung
  • Informationsinfrastrukturen
    • Archive, Bibliotheken, Sammlungen, Datenrepositorien, virtuelle Forschungsumgebungen usw.

Dokumentation

  • RIsources (RI = Research Infrastructure)
    • Informationsportal der DFG zu wissenschaftlichen Forschungsinfrastrukturen
  • MERIL
    • Mapping of the European Research Infrastructure Landscape

Informationsinfrastruktur

DEFINITION (Informationsinfrastruktur)

Der Begriff bezeichnet technisch und organisatorisch vernetzte Dienste und Angebote für die Arbeit mit Daten-, Informations- und Wissensbeständen in der Wissenschaft. Diese sind in der Regel eng mit digitalen Methoden, Prozessen, fachspezifischen Services und Forschungsformen verbunden (RFII 2016).

Aufgaben

  • Gemeinsame Wissenschaftskonferenz: Gesamtkonzept für die Informationsinfrastruktur in Deutschland (2011)
    • Erwerbung, Aufbereitung, Erschließung, Nachweis, Bereitstellung und Archivierung von Information („klassische“ Aufgaben)
    • Sicherstellung von nachhaltiger Retrieval- und Analysefähigkeit von relevanter Information
    • Management von Information aller Art (Daten, textuelle und nicht-textuelle Objekte, Medien) einschließlich der Bereitstellung von Werkzeugen zur Bearbeitung
    • Sicherstellung des dauerhaften Zugriffs (Langzeitverfügbarkeit)
    • Gewährleistung von Sicherheit, Vertraulichkeit und Vertrauenswürdigkeit
    • Bereitstellung von Möglichkeiten der kollaborativen Nutzung (z. B. Data Sharing) und der virtuellen Kommunikation
    • Unterstützung dieser neuen Prozesse und Arbeitsgebiete durch adäquate Methoden in der Lehre und Ausbildung

Bibliotheken als Informationsinfrastrukturen

  • Handlungsfelder für wissenschaftliche Bibliotheken bis 2025 (DBV Sektion 4 2018)
    1. Open Access und neue Formen der Lizenzierung
    2. Publikationsdienstleistungen
    3. Management von Forschungsdaten
    4. Überregionale Informationsversorgung für Fachcommunities
    5. Langfristige Nutzbarkeit digitaler Ressourcen
    6. Digitalisierung von Quellen des kulturellen Erbes
    7. Etablierung von Kreativräumen
    8. Förderung digitaler Medien- und Informationskompetenz

Nationale Förderung und Initiativen

  1. Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
  2. Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
  3. Deutsche Initiative für Netzwerkinformation e.V. (DINI)
  4. Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK)
  5. Hochschulforum Digitalisierung
  6. Hochschulrektorenkonferenz (HRK)
  7. Rat für Informationsinfrastrukturen (RfII)
  8. Sektion 4 „Wissenschaftliche Universalbibliotheken“ im Deutschen Bibliotheksverband (DBV)
  9. Wissenschaftsrat (WR)

Internationale Förderung und Initiativen

  1. Europäische Kommission
  2. European Open Science Cloud (EOSC)
  3. European Strategy Forum on Research Infrastructures (ESFRI)
  4. OpenAIRE
  5. Research Data Alliance (RDA)
  6. Confederation of Open Access Repositories (COAR)

Beispiel: Forschungsdateninfrastruktur als nationale, regionale und lokale Aufgabe

Forschungsdaten

DEFINITION (Forschungsdaten)

Unter Forschungsdaten sind […] digitale und elektronisch speicherbare Daten zu verstehen, die im Zuge eines wissenschaftlichen Vorhabens z. B. durch Quellenforschungen, Experimente, Messungen, Erhebungen oder Befragungen entstehen.
(DFG: Aufforderung zur Antragstellung Informationsmanagement. Ausschreibung “Informationsinfrastrukturen für Forschungsdaten”, S. 1, Zugriff 01.03.2016)

Forschungsdatenmanagement

DEFINITION (Forschungsdatenmanagement)

Forschungsdatenmanagement (FDM) umfasst alle Aktivitäten, die mit der Aufbereitung, Speicherung, Archivierung und Veröffentlichung von Forschungsdaten verbunden sind. (Kindling et al. 2013)

  • Aufgaben und Ziele
    • Nachnutzbarkeit
    • Effizienz und Zeitersparnis
    • Gute wissenschaftliche Praxis
    • Vorgaben von Forschungsförderung und Dritten
    • Transparenz und Verifizierbarkeit
    • Sichtbarkeit und Reputation
    • Datensicherheit
    • Open Research
  • Zentrale Akteure
    • Rat für Informationsinfrastrukturen
    • Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK)
    • National Forschungsdateninfrastruktur (NFDI)
      • 2016 Positionspapier des RFII
      • 2018 Beschluss der GWK zum Aufbau einer NFDI von Bund & Ländern
      • 2019-22 Ausschreibungsrunden der DFG von bis zu 30 Fachkonsortien
      • 2022 26 Konsortien aus den drei Ausschreibungsrunden bewilligt
    • Europäische Kommission
    • Finadble Accessable Interoperable Reusable (FAIR)
    • Publikationsorgane (Journals)
    • Berlin University Alliance
    • Bundesministerium für Bildung und Forschung
    • Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
  • Regionale Akteure
    • Baden-Württemberg: bfFDM (2014)
    • Hessen: Hessische Forschungsdateninfrastrukturen (HeFDI) (2016)
    • Nordrhein-Westfalen: NFDI der Digitalen Hochschule NRW (2017)
    • Bayern: Landesstrategie (2018)
    • Hamburg: OpenScience-Initiative (2018)
    • Thüringen: Landesinitiative (2018)
    • Sachsen: FaxFDM (2019)
    • Brandenburg: FDM-BB (2020)
  • Lokale Aufgabe am Beispiel FU Berlin
    • AG “Policy-Prozess”
    • Werdegang des FDM-Handlungsfeldes
      • 2015: Start der FDM-Aktivitäten
      • 2016: Stabsstelle & IT-Spezialist
      • 2017: Projektstart FDMentor
      • 2018: Institutionelles Repositorium (Refubium)
      • 2019: Mandat FDM und Aktionstag FDM@FUB
      • 2020: 2 FDM-Referenten, FDM-Policy Prozessstart & Organisationseinheit FDM/OS/OA
      • 2021: Neue Abteilung “Forschung”, Projektstarts FDNext & BUA-SC5, Abschluss FDM-Policy
      • 2022: Nachhaltige FDM-Service Infrastruktur am Campus
    • Lenkungskreis
      • Aufgaben & Ziele
        • Einberufung Stakeholder
        • Verabscheidung einer Beschlussvorlage für das Präsidium
        • Empfehlungen und Abstimmung eine Disseminationskonzepts
        • Jährliche Evaluation / Monitoring
        • Advocacy
        • Open Research Policy
      • Zusammensetzung
        • UB-Leitung (1 Person)
        • VP3 (1 Person)
        • CIO (1 Person)
        • UB (1 Person)
        • CeDiS/UB (2 Personen)
        • Vetreter anderer Zentraleinrichtung (ZEDAT & Abt. Forschung) (2 Personen)
        • FB Sozialwissenschaften (1 Person)
        • FB PhilGeist/GeschKult/Verbundvorhaben (2 Personen)
        • FB Informatik (1 Person)
        • Professoren der Naturwissenschaft (1 Person)
    • Stakeholder-Vertretung
      • Aufgaben und Ziele
        • Partizipation (Einbindung)
        • Multiplikation (Dissemination)
        • Jährliche Evaluation / Monitoring
        • Open Research Policy
      • Zusammensetzung
        • 10 Fachbereiche
        • Zentraleinrichtungen (Botanischer Garten und Botanisches Museum)
        • WiMi-Vertreter
        • Experten für Forschungsdaten
        • Vetreter anderer Zentraleinrichtungen (Nachwuchsförderung, Rechtsamt, Personalabteilung)
        • Datenschutzbeauftragter
        • OA-Büro Berlin
        • UB/CeDiS/Bibliotheken (E-Publishing, Infrastruktur, Fachbibliotheken, Archiv)
    • FDM-Policy
      • Zentrale Module
        • Präambel (Ziele, Standards, Grundsätze, Definitionen)
        • Anwendungsbereich (Betroffene Personen, Ausnahmen, Beziehung zu Dritten)
        • Rechtliche Aspekte (Rechteinhaberschaft, Nutzungsrechte, Datenschutz, Rechteübertragung)
        • Umfang mit FD (Grundprinzipien, Auswahl, Lizenzierung, Speicherort & -zeit, Löschung, Verankerung in Lehre)
        • Verantwortlichkeiten
        • Gültigkeit
        • Anhang (Definitionen & Verweise)
      • Kernpunkte
        • Verdeutlichung der Relevanz des Handlungsfelds Forschungsdatenmanagements durch die Erstellung einer Policy (inklusive der Verantwortung der Universität)
        • Einordnung in nationale und internationale Zusammenhänge zum Thema Forschungsdatenmanagement (DFG-Kodex, FAIR-Prinzipien, NFDI) und Ausblick auf Open Science/Research
        • Hinweise auf vorhandene Infrastrukturangebote der Universität (Repositorium, zugriffsbeschränkte Archivierung)
        • Deutliches Augenmerk auf Offenheit / Open Science/Research: Empfehlung zu offenen Lizenzen, Formaten und zu freiem Zugang zu Forschungsdaten (wenn rechtlich möglich)